Dienstag, 26. Mai 2009

Fer und Dani, inoffizieller Abschied, Eureka, Niños de la Calle...

Liebe Freunde,

ich schulde euch noch den Bericht des letzten Wochenendes. Er folgt;-) :
Beim Vorbereitungscamp in Deutschland hatten Lea, Jani und ich zwei honduranische Freiwillige kennengelernt, die ihrerseits ein FSJ in Deutschland machten. Ihre Namen: Fernando(Fer) und Daniela(Dani). Diese Freundschaft kam uns schon damals sehr gelegen, weil wir mehr als alle anderen Teilnehmer des Camps ueber unser Gastland aus erster Hand erfahren durften. Mit Fer hatten wir uns dann eher zufaellig, er wusste es zwar, bei einem KurzCamp im Dezember getroffen. Wir machten dann aus ueber Silvester zusammen zu verreisen, doch daraus wurde nichts. Nun, letztendlich auf der Zielgeraden, luden sie uns drei zu sich nach hause ein und wir nahmen die Einladung gerne an. Es war ein Abtauchen in eine andere Welt, Luxus pur.
Wir uebernachteten bei Dani, die in Santa Lucia nahe Tegus, mit ihrem Vater und Bruder sozusagen in einem Schloss lebt. Am Freitag luden sie uns dann zum Pizzaessen ein und wir liessen den ersten Abend des Wiedersehens bei Filmen ruhig ausklingen.
Am Samstag morgen besichtigten wir der beiden Unis, schauten bei einem Minifussballturnier zu, fuhren ein bisschen durch die Gegend und assen zum fruehen Abend superleckere von Dani's Vater selbstgemachte Spinat-Huehnchen-Lasagne. Am spaeten Abend ging es dann in ein "Restaurant", wo um 22Uhr eine "Tanzeinlage" fuer Mann und Frau begann. Es war lustig und eine aussergewoehnliche Erfahrung, auch wenn es im Nachhinein ein bisschen komisch war. Und NEIN, es hat niemand nackt oder oberkoerperfrei getanzt.

Diesen Freitag ging es mit Erlaubnis von Don Goyo, der naemlich dann ueber Nacht in Horizontes bleiben musste, mit allen Erziehern hoch auf "den Vulkan", ueber Comayagua in das Haus der Chefin der Fundation um Brunos und meinen Abschied schon einmal inoffiziell zu feiern. Wir haben das Level, gemaess Horizontesstandarts, hochgehalten und uns dementsprechend gut amuesiert. Jani war leider nicht dabei, weil sie gluecklicherweise nicht wie ich arbeiten musste und nach Ceiba zum Carneval fur. Bin ein bisschen neidisch.

Ja, und dann ging es am Sonntag noch nach Eureka, einem Schwimmbad wo wir zu Weihnachten schon einmal waren als kleine oder grosse Praemie, weil sich die Jungs in letzter Zeit so gut benehmen. Auch das war ein Spass, wie die Ausfluege eigentlich immer sind, weil man mal rauskommt und die Jungs sich austoben koennen. Leider haben wir uns fast alle, trotz Sonnencreme, beim vielen Baden den Ruecken etwas verbrannt.
Ja, in Horizontes geht alles seinen gewohnten Gang, nur ist es vergleichweise ruhiger geworden. Man sieht also wirklich einen Wandel. Seit Mitte letzter Woche haben wir aber nun einen harten Auftrag von Don Goyo dazugekriegt. Juan Ramón(14) hatte Don Goyo mit einem sehr Slangmaessigen "¿Que pedo?, Don Goyo." - zu deutsch "Was Furz, Don Goyo" begruesst und hatte vorher noch in Reichweite von Don Goyo einen Kameraden mit "Hijo de Puta" beschimpft; das lasse ich mal unuebersetzt. Seitdem haben wir die Aufgabe jeden Jungen aufzuschreiben, der ein Schimpfwort benutzt, und als Strafe muessen die gesammelten Bestraften am Ende des Tages in ihrer Freizeit in die Bibliothek und 100x Saetze wie "Ich soll und kann sehr schoen sprechen." oder "Ich darf nicht schlecht reden." kopieren. Am Anfang schien es Aussichts los, aber mittlerweile kriegen sie echt mit wie oft und wie normal sie irgendwelche Schimpfwoerter in ihrem Vokabular haben.
Naja, jetzt seht ihr, wenn wir uns nun schon auf so einer intelektuellen Ebene Strafen ausdenken muessen, koennen die anderen Probleme nicht mehr so gross sein. :D

Ja, als meine Familia da war habe ich mich im Parque Central eine ganze Weile mit zwei Strassenkindern unterhalten und schwupp die wupp ist der eine bei uns. Natuerlich nicht wegen mir, wollte nur den netten Zufall erzaehlen. Und Daniel ist mir auch ziemlich ans Herz gewachsen in seinen ersten zwei Wochen. Aber wer waechst einem in so einem Projekt schon nicht ans Herz.
Naja, gerade eben habe ich jedenfalls den anderen Kleinen mit zwei neuen Freunden dreckig und barfuss im Parque gesehen und mich ein bisschen unterhalten. Und dann kam Selma, eine nette Eisverkaeuferin am Parque, die schon einige Male mithalf Jungs bei uns unterzubringen, die mich fragte: "Und was machen wir, dass Don Goyito die mit zu sich nimmt?" und dann meinte einer ganz kess: "Ach, der alte Glatzkopf, der faengt uns nicht, da rennen wir lieber weg." Irgendwann landet dann aber doch der ein oder andere bei uns.

So, jetzt wisst ihr wie es zur Zeit laeuft, von der Arbeit fehlt jetzt leider nicht ein mal mehr ein Monat; danach geht es auf Reise. Bin auch gerade dabei mich an den Unis zu bewerben.
Fotos konnte ich aus technischen Gruenden vom Ausflug nach Santa Lucia und der Party leider nicht hochstellen, mache das aber noch.

Liebe Gruesse an euch alle,
euer John

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