Sonntag, 5. Oktober 2008

Horizontes al Futuro

Weil vorgestern mein Geburtstag war,
da hab ich mir gedacht, ich schreib euch mal nen langen Post,
weil euch das Freude macht.

Ja, ersteinmal bedanke ich mich bei allen Leuten, die sich bei mir gemeldet haben oder vllt wahrscheinlich an mich gedacht haben. Es hat mich sehr erfreut so viel elektronische Post zu erhalten und zu lesen.
Wie auch Jani hatte ich vor mal endlich von meinem eigentlichen Leben zu berichten.
Doch ersteinmal ein kurzer Bericht ueber die letzten Ereignisse. Da ich gestern Geburtstag hatte, kam Jani fuer ca. 4 Stunden nach Comayagua um mir einen super Kuchen zu schenken und mich mit Lea zu belustigen. Zu diesem Anlass kamen die beiden nun schon das zweite Mal zu uns ins Projekt. Zum Projekt gleich mehr; zum Geburtstag jetzt noch.
Ausserdem, dass Jani da war, haben die Jungs morgens nach dem Essen fuer mich gesungen, mich in die "Pila" (Becken zum Sachenwaschen) geschmissen, wir hatten zum Abendbrot Cola und es wurden zwei kleine Feiern gefeiert. Bei der ersten habe ich fuer die Jungs, fuer die ich zustaendig bin, Brause und Pizza besorgt, wir haben "meine" Musik gehoert und rumgesponnen. Fuer die zweite hatten die anderen Educadores und vor allem Voluntarios Getraenke und noch mehr Kuchen besorgt. Ich habe fuer den Berg Bananen-und Kartoffelchips gesorgt. Bei den Getraenken namentlich zu nennen ist das akzeptable Bier "Barena" und der unvergleichbar gute nicaraguasche Ron "Flor de Caña". Wir sassen also bis morgens um eins zusammen und hatten Spass beim Essen, Erzaehlen und Trinken. Das war also mein Geburtstag.
Jetzt zum Projekt. Wie vielleicht schon erwaehnt heist das Projekt “Horizontes al Futuro”. Es liegt nicht ganz so im Herzen von Comayagua. Hier leben zur Zeit 44 ehemalige Strassenjungs im Alter zwischen 7 und 18 Jahren. Das heisst, dass der Juengste schon mit 5 Jahren auf der Strasse war; als Schuhputzer. Die Jungs sind in drei Gruppen eingeteilt – Pequeños, Medianos und Mayores – und leben in vier Haeusern (die Mayores sind noch einmal unterteilt). Unsere Arbeit besteht im Grossen und Ganzen, die Jungs zu betreuen. Im Detail heisst das an normalen Tagen, dass wir morgens um halb 6 aufstehen um die Jungs wecken, da es um halb 7 Fruehstueck gibt und die meisten kleineren danach zur Escuela – Grundschule – laufen, da diese um 7 anfaengt. Es ist unsere Aufgabe, die Jungs abwechselnd dahin zu begleiten. Danach wird es etwas ruhiger hier, da nur noch einige wenige bleiben, da sie spaeter Schul- oder Ausbilungsanfang haben. Bis um ca. halb 12 hat man dann ein wenig Zeit zu lesen oder, wie ich mal das ultralahme Netz zu nutzen, da dieses noch ueber Modem laeuft. Um halb 12 geht’s dann richtig Jungs abholen, da die Grundschule um 12 zu Ende ist. Um diese Uhrzeit kommen auch etwa die aelteren vom Colegio (Sekundarstufe 1-2). Da ich fuer das eine Haus der Mayores zustaendig bin habe ich diese dann zu beaufsichtigen, waehrend sie aufraeumen, saubermachen, usw. Um halb 1 gibt es Mittagessen, danach etwas Freizeit fuer die Jungs, in der wir Educaros+Voluntarios uns meist zu Besprechungen treffen. Um zwei geht dann einer der anstrengensten Tagespunkte los, “Apoyo Scolar” – Schulunterstuetzung, aka Hausaufgaben machen und Nachhilfe geben. Da die Jungs darauf nie Bock haben ist es 100x so schwer sie ruhig zu halten und zu motivieren. Das geht dann immer bis um halb 4, danach haben die Jungs wieder ein wenig Freizeit und ab um 4 gibt es dann immer irgendeine Aktivitaet, wie z.B. Fussballturniere, Englischunterricht, Religionsunterricht… Um 6 faengt das Kuechenteam dann an das Abendbrot vorzubereiten, jede zweite Woche besteht es dann aus uns Voluntarios, ab um halb 7 gibt es Essen und um halb 9 werden alle ins Bett geschickt.
Nachdem die Jungs schlafen hat man das als Erzieher noch die Optionen sich noch zusammen zu setzen und zu erzaehlen und ab und zu optional Flor de Caña zu verkosten, was allgemein fast taeglich geschieht (das Zusammensitzen, nicht der Flor). Danach gehts dann gegen 10, halb 11 schlafen.
So, das war jetzt mehr oder weniger ein normaler Tagesablauf und was so unsere Taetigkeitsfelder sind. Normale Tage deshalb, weil diese Ablaeufe an Wochenenden natuerlich abweichen und es hier in Honduras ueblich ist, dass die Lehrer mehrmals in der Woche “streiken”. In Zahlen heisst das, dass in den letzten 3 Wochen mehr als die Haelfte der Schultage ausfiel, und das heisst, das natuerlich heisst, dass wir am Morgen keine Freizeit haben sondern die Jungs schulisch beschaeftigen muessen.

Gerade jetzt bin ich ein wenig muede und habe nicht so viel Lust, was aber ein Stundenform oder so ist. Im Allgemeinen habe ich mich sehr gut eingelebt, und obwohl es mit den Kids natuerlich zeitweise sehr schwierig sein kann, gefaellt mir die Arbeit und das Projekt sehr. Anfangs hatte ich nen bisschen Unbehagen beim Gedanken soviel zu arbeiten, aber, das ist nicht mehr schlimm.
Es gaebe noch sehr viele Sachen zu berichten, z.B. Einzelfaelle, aber die spare ich mir jetzt einmal, da ich euch schon zu lange gequaelt habe.

Achja, eines noch. Wir arbeiten hier immer 11 Tage durch, um dann 3 Tage Wochenende zu haben und einen vierten Tag alle zwei Wochen freimachen oder als Ferienzeit sammeln koennen.

Ich hoffe in Deutschland geht es allen gut, bei Einzelnen werde ich mich evtl., wenn ich die Zeit finde, noch einmal persoenlich melden. Ansonsten soll es das gewesen sein. Freu mich trotzdem immer ueber Post.

¡Muchos Saludos y Besos de Honduras!
John

ps: schon am 1.10. geschrieben aber leider erst heute gepostet...

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