Wenn nicht gerade Streik, Feiertag oder "variabler Ferientag" der Lehrer ist, muss ich normalerweise von um 7 bis um 12 Uhr in der escuela (Grundschule) "Modesto Rodas Alvarado" arbeiten. Da dort gerade gebaut wird, habe ich aber auch manchmal bis um 16 Uhr Musikunterricht zu geben und dann zwischendurch Zeit um ins Internet oder nach Hause zum Mittag essen zu gehen.
Der Anfang meines Arbeitstages sieht erstmal so aus, dass ich 20 Minuten zu Beginn der Schule zugucke, wie die Lehrer mit den Kindern "aseos de buenos habitos" (Praktiken zum "guten Benehmen") durchfuehren. Das ist dann meistens ein etwas geleierter Schwur zum Patriotismus von Honduras oder das eifrige Nachplappern eines vorgefertigten Gebots, man solle den Lehrer achten. Das mit dem Patriotismus klappt noch ganz gut, aber die Sache mit dem Lehrer... Haben sich dann alle 30 Quaelgeister hingesetzt, geht es auch schon los "¡buenos días!" und "¿cómo estás?" (Guten Tag! Wie geht es euch?) von meiner Seite und ein "¡buenos días - bien!" (Guten Tag - gut!) kommt laut schallend aus mehreren kleinen honduranischen Muendern (ja, ich schreibe "mehrere", denn da haben sich schon die ersten Kandidaten mit ihrer Aufmerksamkeit verabschiedet) zurueck. Meistens versuche ich dann mit den niños zu singen und sie weitestgehend zu bespassen, mit ein paar Tanzeinlagen, die sie durchfuehren muessen. Dann lernen sie ein wenig was ueber Noten und Instrumente, da ich aber sowohl Kinder aus der ersten Klasse (so um die 6 Jahre alt) als auch "Kinder" aus der dem 6.Grado (koennen bis zu 16 Jahre alt sein) unterrichte, faellt das Resultat eines solchen Unterrichts recht unterschiedlich aus. Wo die Kinder aus der ersten Klasse total auf singen abfahren, machen die aus der vierten schon nach dem zweiten Lied die Schotten dicht. Da ist es sehr schwer einen guenstigen Mittelweg zu finden, bei insgesamt 400 Kindern.
Problematisch ist auch, dass eine ganze kleine "aula" voller niños, wo die Haelfte wenig Lust auf Unterricht hat, recht schwer stillzukriegen ist. Zwischendurch kommt dann mal ein Hund reingeschneit, oder muss unbedingt der Besen geschwungen werden, werden Murmeln oder Spielgeld getauscht, wird aufgestanden und geguckt was in den anderen Klassenraeumen so abgeht oder in die Pulpería (Kiosk auf dem Schulhof) gegangen und werden Chips oder Lollis gekauft. Fuer europaeische voluntarias wie mich ist das mehr oder weniger nervenzerreibend, wennn dann die Kinder, die einen Ausflug ueber den Schulhof gemacht haben, sich das naechste Mal beschweren, sie wuessten nicht, was ein Blasinstrument ist. *Dios Mio*
In den Pausen schliesslich ist man die beste Freundin, wird angelaechelt und gefragt, wann denn endlich wieder "clases de música" sein werden und ich denke mir dann das ein oder andere Mal "Warum fragst du niño das eigentlich? Hast doch schon die letzten drei Male keine Lust gehabt mitzusingen." Jaja, so ist das. Ich habe mir letztens schliesslich einen der CD-Player genommen und ihnen ein wenig R'n'B vorgespielt - das fanden sie ganz lustig - bis der Strom ausfiel und wir wieder auf "if you're happy and you know it clap your hands" und "taramtamtam" umsteigen mussten. Ich finde das immer sehr lustig, manche Kinder auch.
An dieser Stelle moechte ich wieder Reklame machen. Wer eine schoene Idee hat, wie man kleine freche honduranische niños musikalisch auf Trapp haelt und belustigt, der moege sich bitte melden. Ich bin fuer Vieles offen. :)
So, und wenn der Unterricht vorbei ist, geht es wieder den steilen Berg hinauf und schmieden Lea und ich Plaene, welche interessante Stelle Honduras' wir als naechstes erkunden koennen. Denn das Land selbst ist wirklich wunderschoen vielfaeltig und die Leute sind sehr nett.
In zwei Wochen wollen wir (John,Lea und ich) mit anderen voluntarios nach Tela an die karibische Kueste fahren - das wird bestimmt grazioso!
¡Muchos Besos de Honduras!
Jani
Montag, 6. Oktober 2008
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